Der Mensch als Ganzes

Die Leistenregion des Menschen bezeichnet den Übergangsbereich vom Rumpf zu den Oberschenkeln. Sie bildet jeweils rechts und links ein Dreieck zwischen dem Schambeingelenk (Symphyse) in der Mitte, dem jeweiligen Beckenkamm oben außen und der Innenseite des jeweiligen Oberschenkels innen unten.

In dieser Region ist eine Vielzahl von anatomischen Strukturen zu finden:

Die gerade Bauchmuskulatur zieht vorne vom Brustkorb zum Schambein.
Die schräge und tiefe Bauchmuskulatur verbindet den Brustkorb, die Bindegewebsscheide der Rückenmuskulatur, den Leistenkanal, und den Beckenkamm.
Alle zusammen bilden eine Art „Korsett“, das vom Lendenbereich her kommend, unterhalb des Brustkorbes den Bauch umfasst.

Der Hüftbeugemuskel zieht von den Wirbelkörpern der unteren Brust- und Lendenwirbelsäule zur Innenseite des Oberschenkelknochens.

Die Adduktorengruppe hat ihren Ursprung am vorderen Schambeinast und zieht zur Innenseite der Oberschenkel,

Alle diese Muskeln werden nicht nur für die aktive Bewegung gebraucht, sondern haben auch statische Funktion und „balancieren“ und stabilisieren den Rumpf auf den Beinen.

Der Leistenkanal zieht durch die Bauchmuskulatur und enthält beim Mann den Samenstrang, die Gefäße und Nerven für den Hoden, bei der Frau das Mutterband und ebenfalls Nerven und Gefäße.

Durch weitere Lücken unterhalb des Leistenbandes treten Nerven und Gefäße zu den Oberschenkeln.
Diese Durchtrittpunkte sind potentielle Schwachstellen in der Muskulatur. Hier können sich Bruchlücken, sogenannte Hernien bilden.

Ebenso befinden sich auch die Hüft- und die Darmbein- Kreuzbeingelenke (ISG) in direkter anatomischer und funktioneller Beziehung zur Leistenregion.

Nicht selten kommt es  auch zur Schmerzausstrahlung von der Lendenwirbelsäule in die Leistenregion.

In diesem Dreieck liegen des Weiteren eine Vielzahl innerer Organe wie Dünn- und Dickdarm, die Harnblase, die Prostata oder bei der Frau Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander.

Aufgrund der anatomischen und funktionellen Komplexität der Leistenregion ergeben sich viele mögliche Ursachen für Schmerzen. Nicht selten findet man mehr als eine Fehlfunktion und die Zuordnung zu den bestehenden Beschwerden stellt eine besondere Herausforderung dar.
Aufgrund der vielen möglichen Ursachen sind die Beschwerden vielfältig und oft nicht eindeutig zuzuordnen.
Hier ist der Schmerzcharakter (dumpf, stechend) oft hilfreich bei der Eingrenzung der Ursache. Fragen wie „Wann tut es weh?“ (in Ruhe oder bei Belastung), „Gibt es eine bestimmte Bewegung,  die den Schmerz provoziert?“ geben wichtige weitere Hinweise.
Grundlage der Diagnostik ist die gründliche körperliche Untersuchung. Diese wird durch bildgebende Verfahren wie Sonographie, Röntgen und MRT bedarfsgerecht ergänzt. Nicht selten müssen Ursachen aus anderen Fachbereichen (Neurologie, Bauchchirurgie, Urologie und Gynäkologie) durch entsprechende Fachärzte ausgeschlossen werden.
Die Behandlung reicht von reiner Physiotherapie über Injektionen bis hin zur Operation.
Wenn keine anatomische Struktur direkt geschädigt ist, wie in vielen Fällen, gilt es das schwache Glied in der Bewegungskette aufzuspüren und zu stärken. Das ist ohne invasive Maßnahmen mit gezielter Physiotherapie möglich. So können muskuläres Ungleichgewicht und die daraus folgenden Kompensationsmechanismen beseitigt werden.
Die Krankheitsverläufe sind oft langwierig und reichen bei prominenten Profisportlern von 3 Monaten bis zum Karriereabbruch. Dies ist der komplexen Symptomatik mit vielen möglichen Ursachen geschuldet.
Entsprechend variabel sind die Verläufe bei Freizeitsportlern.